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Aus der Arbeit eines Stadtrats - die Abschiedsrede von Dietrich Ruckh

Stadtrat Dietrich Ruckh zieht Bilanz

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Lutz,
sehr lieb gewordene Gemeinderatskollegen und Kolleginnen
sehr geehrte Verwaltung
sehr geehrte Pressevertreter,

ich möchte heute ein Resümee ziehen aus meiner 15-jährigen Gemeinderatsarbeit und ein kurzes Statement für mein Ausscheiden geben:


In den letzten Monaten habe ich feststellen müssen, dass mir die Aufgaben mit dem dazugehörigen Zeitaufwand über den Kopf wachsen.


Ich führe im Hauptberuf ein Baugeschäft, in dem ich tagsüber auf der Baustelle mitarbeite und in den Abendstunden meine Büroarbeiten erledige. Diese Aufgabenteilung fällt mir immer schwerer, wenn ich oft alles liegen und stehen lassen muss, weil eine Sitzung oder ein Informationsabend angesetzt ist, dazu noch in den Morgenstunden und am Wochenende das Lesen der Sitzungsunterlagen.

Dies ist für mich, und wie ich von anderen Gemeinderäten höre, nicht mehr zu meistern, ohne anderweitig Abstriche zu machen. Diese Abstriche an meiner Firma und meiner Freizeit will ich in Zukunft nicht mehr machen. In der Baubranche findet ebenso ein Wandel statt, welchem ich mich stellen möchte. Meinen Mitarbeitern und Kunden möchte ich weiter als zuverlässiger, verantwortungsbewusster und sachkundiger Ansprechpartner zur Seite stehen und nicht mehr ständig zu einem Gemeinderatstermin wegspringen.


Ich habe mich immer in Verantwortung für das Wohl unserer Bürger und in Verantwortung der städtischen Finanzen im Gemeinderat eingesetzt. Mit meiner Erfahrung aus einer Familie, mit vier Kindern und den vielfältigen Aufgaben als Bauunternehmer habe ich mich konstruktiv eingebracht.


Ich war dem Kredo:

Suche der Stadt Bestes immer treu. Wenn ein Antrag oder Vorschlag einer anderen Fraktion für das Wohl der Stadt besser war als der unsrige, habe ich meinen Standpunkt zu dem entsprechenden Thema revidiert und den besseren unterstützt. Diese Haltung habe ich aber in den letzten Sitzungen bei den anderen Fraktionen mehr und mehr vermisst. Es ging mehr um die eigene Stellung in der Öffentlichkeit, das Durchsetzen der eigenen Meinung und nicht mehr:

was ist für die Stadt als Ganzes das Beste?

Die Auswüchse von neuen und engeren Verordnungen und Vorschriften in fast allen Bereichen des Bauens, der Verwaltung, der Sozialarbeit, des Vertragsrechts engen unsere Entscheidungsfreiheit immer mehr ein. Wir sollen Entscheiden und tauschen uns intensiv aus, werden aber zum guten Schluss von einer Vorschrift oder einem Paragraphen wieder zurechtgestutzt, ganz besonders im Verkehrsrecht.


Ein weiteres erschwerendes Thema stellen die Bürgerinitiativen dar.

Ich kam durch die Bürgerinitiative: Treffpunkt Kalkofen zur Politik. Damals war ich einer der führenden Köpfe der Gegner. Zu Beginn dieser Initiative war ich angetan von dem Projekt, hatte das Modell gesehen und dachte:

das passt gut auf diesen Platz. Als ich aber erfuhr, welche Lärmbelästigung dies für die unmittelbaren Anwohner bedeutete, war ich doch skeptisch. Hinzu kamen dann noch die Erstellungskosten und die jährlichen Kosten für den Abmangel. Es regte sich Widerstand in mir. Dies kann sich unsere Stadt nicht leisten! Es war wünschenswert, aber würde unsere Finanzen in der Zukunft sprengen. Was letztlich durch einen Volksentscheid entschieden wurde.


Heute nun ermöglicht uns dieser Platz die Planung eines neuen altengerechten Wohnens. Es waren damals keine Eigeninteressen, sondern das Wohl der Bürger unserer Stadt im Vordergrund, was ich bei vielen heutigen Initiativen nicht erkennen kann.


Einen weiteren Punkt kann ich nicht mehr nachvollziehen, dass Bäume und Eidechsen heute einen höheren Stellenwert haben als der Mensch, wenn es um Wohnraum geht. Die Eidechsen leben in Waldenbuch an vielzähligen Orten und sind in ihrer Population nicht gefährdet. Bäume, welche vor Jahrzehnten gepflanzt oder wild gewachsen sind, verhindern oder erschweren eine sinnvolle Umnutzung des Grundstücks. Waren die heutigen Grundstücke mit ihrem Baumbestand nicht auch einmal Wiesen und Felder, bevor der Mensch die Bäume pflanzte?


Genug der Kritik. Noch eine Empfehlung oder einen Gedankenanstoß:

Seht nicht nur auf die Bürger als Wähler, sondern richtet in Zukunft eure Wertschätzung wieder mehr auf die Verwaltungsmitarbeiter und Gemeinderäte/innen, welche die Arbeit machen, die ihr im Gremium beschließt. Die Verwaltung, im Besonderen Sie Herr Lutz als Bürgermeister und Sitzungsleiter, welche die Sitzungsunterlagen vorbereiten: Bedenken Sie, dass hier alles ehrenamtliche Gemeinderäte und Gemeinderätinnen sitzen, welche alle noch andere Aufgaben und Interessen haben und nicht Vollzeit Gemeinderat sind.

Auch im Interesse, zukünftig noch genügend Persönlichkeiten der Bürgerschaft als Gemeinderäte zu gewinnen, entzerren sie den Umfang der Sitzungsunterlagen auf das für die Gemeinderäte Notwendige.

Versuchen Sie es und verweisen Sie nicht immer nur auf vergangene Anforderungen ehemaliger Gemeinderäte, welche dies gefordert haben.

Wir sitzen heute im Gremium und uns ist es zu viel und in der Vergangenheit gab es auch Sitzungen, welche mit ein paar Seiten Sitzungsunterlagen auskamen und es wurden dabei keineswegs schlechtere Entscheidungen getroffen.


Zuletzt möchte ich mich bei Leon Kolb für das Nachrücken bedanken und wünsche ihm Gottes Segen und Weisheit für seine Gemeinderatsarbeit.


Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Eure anerkennenden Vorreden.


Dietrich Ruckh

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